Auf den ersten Blick erscheint das Marchfeld in der Tat gewöhnlich. Außer Felder deren Früchte gemütlich im Wind wiegen und von der Sonne betört werden, scheint hier nichts Besonderes die Aufmerksamkeit erregen zu wollen. Selbst die Windräder, die in den letzten Jahren wie Pilze aus dem fruchtbaren Boden schiessen, drehen sich gelangweilt im Wind.
Nach Außen hin kennt man das Marchfeld seit jeher für Erdberren & Spargel, die Schlösser und das vor-sich-hin-rostende Eisen. Ja und natürlich den Nationalpark Donauauen, den hier eigentlich nie jemand wollte und gegen den man sich (vergeblich) mit Händen und Füssen versuchte zu wehren.
Aber wie wird das Marchfeld von seinen BewohnerInnen wahr- bzw. angenommen? Wer kümmert sich um das regionale Bewusstsein? Gerade das Schöne und Außergewöhnliche vor der eigenen Haustüre könnte nebst Dialekt, Tracht und Traditionen für die regionale Identitätsgebung von großer Bedeutung sein. Gibt es das hier überhaupt?
Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich der Gemüsegarten Österreichs als Nichtssagende Ebene, frei von traditionsreichen regionalspezifischen Bräuchen. Über die Jahrhunderte landwirtschaftlich ausgebeutet und von kriegerischen Auseinandersetzungen geschüttelt, konnte der Boden hier nie zur Ruhe kommen.
Und doch ist der Bezirk Gänserndorf eine der am stärksten wachsenden Regionen Österreichs, nur eben nicht wegen der attraktiven Lebensqualität, sondern wegen der noch halbwegs leistbaren Grundstücke. Das ist passive Regionalentwicklung par excellence!
Menschen die hier aufgewachsen und meist nie weggekommen sind, empfinden das Marchfeld selbstredend als – sacrosancte – Heimat. Die, die hierher ziehen, kommen aus der nahegelegenen Stadt, um den Traum des Lebens-im-Grünen zu verwirklichen. Zu spät realisieren sie, daß dieser Traum im täglichen Stau zerplatzt und die neue Heimat nur zum Schlafen taugt. Da bleibt wenig Zeit für Heimatverbundenheit oder gar regionales Engagement. Gott-sei-Dank kümmert sich darum die RegionalPolitik mit nimmermüder Selbstbeweihräucherung. Die heilsbringende Niederösterreichische Landesausstellung 2022 wollte viele „Geheimnisse lüften“ und „frischen Wind“ bringen. Aber was ist geblieben?
Best of Marchfeld will aber nicht nur den einzigartigen regionalen Stillstand und die politisch verursachte Prokrastination dokumentieren, sondern auch auf die Vielfalt abseits der Monokultur hinweisen. Das Marchfeld ist jedenfalls mehr als die Igloeske Ackeridylle und aufwendig renovierte Schlösser. Wenn man genau hinsieht entdeckt man, in Abwesenheit jeglichen (touristischen) Trubels eine selten gewordene Qualität: NICHTS!