Mein Name ist Manuela Hargassner-Delpos. Ich bin im Dezember 2009 mit meiner Familie nach Groß-Enzersdorf gekommen. Wir waren vorher in London und Prag. Freunde von einem Arbeitskollegen meines Mannes haben uns hierher gelotst. Eigentlich wollte ich aus Wien nie raus, weil ich Wien schon zu klein gefunden habe. Aber Preis-Leistung waren hier einfach noch am besten. Mir waren öffentliche Verkehrsmittelanbindung und ein Gymnasium für unsere Söhne wichtig, beides gab es hier. Dann ist mir nicht mehr viel eingefallen, warum das hier nicht klappen sollte, wenn die Infrastruktur passt. Also fand ich mich damit ab, dass wir nach Gross-Enzersdorf zogen. Mein Mann fand es als gebürtiger Salzburger hier zunächst sehr flach, aber in ihm wohnen zwei Seelen und die andere ist die eines Fischers, so hat er in Schönau bald die Reize des Fischwassers für sich entdeckt, und findet seither mit seiner Zille dort seinen Ausgleich zum Arbeitstrott. Das allgemeine Eingewöhnen ging mit den Kindern recht schnell, weil man durch sie leicht andere Eltern, die auch hier wohnen, kennenlernt.
Ich bin ein Mensch, wenn mir etwas fehlt, dann versuche ich, das zu entwickeln und aufzubauen. Zum Beispiel meinen Buchclub, den ich seinerzeit in London kennengelernt hatte. In einem Gespräch stiess er auf Interesse und in ein paar Tagen war auch schon eine kleine Gruppe dafür gefunden, die heute auf 10 Personen angestiegen ist, wobei sich schon ein Teil in einen zweiten Buchclub aufgespalten hat, weil wir schon zu viele waren.
Oder die Volkshochschule Groß-Enzersdorf, die ich im Rahmen des Stadterneuerungsprozesses als Idee einbrachte. Innerhalb von 5 Monaten hatte damals die Volkshochschule ihre Pforten geöffnet. Ich wollte damit neue Wege im Rahmen der Volkshochschulen gehen. Sie sollte nicht nur Strick und Hobby Clubs aufbauen, sondern wieder mehr Bildung im breitesten Verständnis in die Gemeinde bringen – und zumindest dieser Ansatz ist mir, glaub ich, sehr gut gelungen. Zwei, drei Jahre hab ich die VHS für die Gemeinde ehrenamtlich und unentgeltlich geleitet. Dann gab es ein Zerwürfnis mit der Frau Bürgermeister und ich bin dann zurückgetreten, da ich unter solchen Ägiden nicht weiterarbeiten wollte.
Die VHS war aber eigentlich nur ein Probelauf für ein viel größeres Projekt, den Campus Lobau. Ein einzigartiger Ort der generationenübergreifenden Wissensvermittlung am Rand des Nationalparks, für den es mir nicht nur gelungen ist die Flächen, sondern auch die Finanzierung grossteils im Rahmen von Krediten und Förderungen aufzustellen. Einzig der Schulterschluss der Gemeindepolitik fehlte, die Dimension des Projekts passte nicht in deren „Vorstellungskraft“ und so wurde dieses grossartige Projekt zumindest hier vorerst auf Eis gelegt. Aber ich gebe nicht auf!
Was ich daraus gelernt habe: ich muss mich politisch schlauer aufstellen. Der Punkt ist, einfach den langen Atem zu behalten und nicht aufzugeben. Ich betrachte meine Projekte wie Rätsel, die es zu lösen gilt: Versuche ich es so, und scheitere, muss ich es anders versuchen, um es zu lösen. Was ich potenziellen MacherInnen hier in der Gemeinde empfehle: es ist immer wert, etwas neu zu beginnen, egal ob es vorher schon mal versucht wurde, weil das Vorher andere Bedingungen als das Jetzt hatte und damit der heutige Versuch, allein dadurch dass er im Heute ist, schon ein anderer ist als gestern. Also: Macht es einfach!